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Der Schwarmlandhof in Heinrichsdorf

Der Schwarmlandhof in Heinrichsdorf

Von der Brachfläche zum Quittengarten – Die Wiederangliederung eines Ackers an den Schwarmlandhof

Der noch junge Quittengarten liegt heute direkt hinterm Schwarmlandhof in Heinrichsdorf. Baum für Baum eigenhändig in den kargen Boden gesetzt. Ich war damals auf der Suche nach einer geeigneten Fläche für die Anpflanzung von Obstbäumen zum Erhalt der alten Sorten.

"Frag doch mal nach der Brachfläche direkt hinter deinem Hof!" ratschlagte ein Dorfnachbar auf meiner Suche. Wie es der Zufall wollte, waren die ca. 2 Hektar Acker inklusive eines angrenzenden Kiefernwäldchens das letzte Flurstück, dass sich noch im Besitz der Erben des ehemaligen Bauern, der vor uns den Hof bis nach der Wende bewirtschaftet hatte, befand. Ein noch bestehender Pachtvertrag lief gerade aus und wir einigten uns über einen Kauf und freuten uns gemeinsam über die Wiederangliederung des Ackers an den Hof.

Herausfordernder Boden und die Kraft der Humuswirtschaft

Der Boden ist sandig und kalk- und nährstoffarm. Zudem hatte sich die Fläche durch jahrzehntelange Bewirtschaftung verdichtet. Dafür blühten dort im Sommer teppichartig prächtige Wildstauden, wie Kleines Habichtskraut, Echtes Johanniskraut und kleine leuchtende Heide-Nelken. Die Voraussetzungen für Obstbaumpflanzungen waren mehr als ungeeignet, jedoch nicht unmöglich.

Mit der Humuswirtschaft war ich seit meiner Arbeit in einer biodynamischen Gärtnerei in Schottland bei der bekannten Gärtnerin Anneke Kraakmann vertraut. Durch stetigen Humusaufbau trotzte man den auch dort ansonsten widrigen Bedingungen und betrieb erfolgreich einen "Market Garden". Für den eigenen Bedarf musste nur wenig zugekauft werden. Der Boden hatte dort immer den höchsten Stellenwert. "Cow menure" war die wichtigste Basis zur direkten Düngung und der Humusherstellung in der dortigen Kreislaufwirtschaft.

Von der Randerscheinung zur Hauptrolle – Die Erfolgsgeschichte der Quitte

Neben erhaltungswürdigen hochstämmigen Birnbäumen pflanzte ich niedrigere Quittenbäume, die lediglich als "Lückenfüller" dienen sollten. Heute spielt die Quitte auf dem Schwarmlandhof die Hauptrolle! Mittlerweile gedeihen nahezu 100 verschiedene Quittensorten aus über 20 verschiedenen Ländern auf der jungen Obstwiese und hat bereits für mediale Aufmerksamkeit gesorgt.
Der Schwarmlandhof in Heinrichsdorf

Tradition bewahren – Die alten Streuobstwiesen und ihre wertvollen Sorten

Einen Steinwurf entfernt liegt eine über 100 Jahre alte Streuobswiese, für deren Erhalt wir sorgen und die nur noch wenige rare Apfelsorten und Veredelungsreiser liefert. Eine weitere eigene Streuobstwiese wurde in den 50er Jahren angepflanzt. Diese Bäume liefern bis heute wohlschmeckende Früchte alter Sorten, wie Kaiser Wilhelm, Cox Orange, Croncels, Landsberger Renette und Boskop, welche sich in unserem Apfel/Quittensaft und im Quitten-Punsch wiederfinden.

Obwohl die beiden alten Streuobstwiesen nicht weit vom Schwarmlandhof entfernt liegen, sind die Bodenverhältnisse durch einen höheren Lehm- und Humusanteil grundsätzlich besser geeignet als der Sandboden in Heinrichsdorf. Eine Streuobstwiese definiert sich unter anderem durch einen Verzicht auf jegliche Pestizide bei der Bewirtschaftung. Die alten Sorten haben gar keine Behandlung nötig, da sie im Gegensatz zu den aus ihnen herausgezüchteten Marktsorten noch genügend Eigenabwehr gegen Schorf und viele andere Krankheiten besitzen.

Nachhaltige Pflege und die Zukunft der Quitte auf dem Schwarmlandhof

So besteht die einzige Pflege aus einem behutsamen Schnitt der Altbäume im Spätwinter und einer gelegentlichen Gabe von Nährstoffen in Form von Humus, Wiesenschnitt oder Schafdung. Durch Nachpflanzungen hochstämmiger Obstbäume bleiben solche Streuobsthabitate ewig erhalten. Die behaarten Blattunterseiten und der feine Flaum auf den Quittenfrüchten wirken als natürlicher Verdunstungsschutz und sind gleichsam eine effektive Barriere für Schadinsekten und Pilzsporen. Die Baumabstände sind viel größer gewählt, als man es von Intensivobstanlagen mit niedrigen Spindelbäumen für Tafelobst kennt. Auch darf sich Streuobstwiese nennen, was einen Saum mit heimischen Wildsträuchern, Stein- und Totholzhaufen und neben Höhlungen in Altbäumen gern auch menschengemachte Nisthilfen aufweist.

Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich die Quittenbäume in unserer Region und den hiesigen Klimabedingungen weiter entwickeln.

Erste Erfahrungen mit Eigenschaften bestimmter Quittensorten finden sich in unseren Spezialitäten wieder. Unser Erfahrungsschatz wächst wie die Quittenbäume mit jeder Saison. Die Quittenfrucht bietet vielfältige kulinarische Möglichkeiten. Neben dem einzigartigen Aroma liefert sie wertvolle Inhaltsstoffe. Wir sind von Quitten begeistert! Deshalb trägt der Schwarmlandhof zum Erhalt und zur Verbreitung dieser einst fast in Vergessenheit geratenen Obstart bei - jener goldenen Quitte der griechischen Göttin Aphrodite!